Glaubwürdigkeit der Kirche


2016_04_andachtLiebe Gemeinde!

Bei meinen Besuchen in Krankenhaus und Gemeinde bekomme ich viel Kritik an der Kirche zu hören. Dabei unterscheiden die Menschen längst nicht mehr zwischen evangelischer und katholischer Kirche. „Dass die katholischen Priester immer noch nicht heiraten dürfen, öffnet dem Missbrauch doch Tor und Tür“, beklagen da etwa viele. Auch Verletzungen werden benannt, die Menschen durch die offiziellen Vertreter der Kirche erfahren haben: „In den Hungerjahren nach dem Krieg hat der Pfarrer unserem Nachbarn, der Presbyter war, öfter mal etwas zu essen vorbeigebracht, nicht aber meiner Mutter, die als Kriegerwitwe mit uns drei Kindern allein dastand.“

Ich kann mir solche Klagen nur verständnisvoll anhören. Manchmal muss ich selber den Kopf schütteln über Dinge, die meine Gesprächspartner mit Vertretern der Kirche erlebt haben. Oft führen mich solche Klagen aber auch ins Nachdenken, wo ich als Repräsentantin der Kirche vielleicht andere durch mein Fehlverhalten verletzt habe. Zu solch selbstkritischem Nachdenken regt uns auch der Monatsspruch für April an: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“ (1. Petrus 2, 9)

Dieser Vers ist die Grundlage für wesentliche reformatorische Aussagen Martin Luthers. In der Kirche seiner Zeit hatten ja die Priester eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung des göttlichen Heils an die Gläubigen. Ihr alltägliches Verhalten war dagegen oft verweltlicht und bot manchen Anlass zur Kritik. Luther relativiert die Bedeutung des geistlichen Standes, weil nach seiner Erkenntnis unser Heil allein aus Gnaden kommt und allein auf der Schrift und dem Glauben beruht. Damit ist jeder gläubige Mensch sozusagen sein eigener Priester, der sich allein vor Gott verantworten muss.

Dies stellt eine große Befreiung des Einzelnen von der Macht der Kirche dar, nimmt aber auch jeden einzelnen besonders in die Verantwortung. Die Glaubwürdigkeit der Kirche wird vor allem am Verhalten ihrer Vertreter gemessen? Wohl wahr. Wenn aber alle Gläubigen Priester sind, dann sind sie auch alle in besonderer Weise verantwortlich für das Erscheinungsbild der Kirche. Natürlich wird die Kirche immer in erster Linie am Auftreten ihrer berufenen und bezahlten Vertreter bemessen. Aber manchmal ist es auch einfach, seine Kritik an den „Offiziellen“ festzumachen und sich selbst dahinter zu verstecken. Sicher wäre die Kirche überzeugender, wenn etwa Pfarrerinnen und Pfarrer engagierter und liebevoller wären.

Aber sie wäre dies noch mehr, wenn das für alle Gläubigen gelten würde. Wenn

zum Beispiel nicht in einem Großteil der rheinischen Kirchengemeinden deshalb keine Presbyteriumswahlen mehr stattfinden würden, weil sich zu wenige Leute finden, die bereit sind, sich zu engagieren.

In der evangelischen Kirche gibt es keine Laien, sondern alle Gläubigen gehören zum geistlichen Stand. Deshalb sind wir alle in gleicher Weise auf die Vergebung unseres Herrn angewiesen. Dies ist im Bewusstsein zu behalten – das ist vielleicht das beste Aushängeschild für unsere Kirche.

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Pfarrerin Hartmann

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