Wo wohnt der Heilige Geist?


2016_05_schattenLiebe Gemeinde!

„Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper.“ Diese Redewendung, die im 1. Jahrhundert n. Chr. vom römischen Dichter Juvenal in Umlauf gebracht wurde, hat wohl jeder von uns schon gehört. Meistens dient sie dazu, der Forderung nach einer verbesserten Sorge für unseren Körper Nachdruck zu verleihen, was nicht ganz unberechtigt ist. Denn viele Menschen schenken dem körperlichen Wohlbefinden zu wenig Beachtung. „Ich habe nie über meine Lungen nachgedacht, bis ich an ihnen erkrankte“, sagte mir etwa ein Patient im Krankenhaus. Ärzte und Krankenkassen schlagen wegen des gedankenlosen Umgangs mit unserer Gesundheit Alarm und fordern uns auf, uns gesünder zu ernähren, Sport zu treiben, auf Genussmittel wie Alkohol und Nikotin zu verzichten.

Sicherlich wäre durch die Beachtung solcher Ratschläge manche Krankheit zu vermeiden. Der Umkehrschluss aber gilt nicht: Nicht immer hat derjenige, der krank wird, etwas falsch gemacht. Viele Faktoren tragen zu unserer Gesundheit bei. Und erst recht wohnt in einem gesunden Körper nicht zwingend ein gesunder Geist – was immer sich man auch unter einem gesunden Geist vorstellen mag. Im Gegenteil: Gerade im Krankenhaus begegne ich unter schwer kranken Menschen vielen, die einen durch Krankheit gereiften Geist haben.
Auch Paulus fordert zu einem behutsamen Umgang mit dem Körper auf. Er begründet diese Aufforderung in seinem ersten Brief an die Korinther jedoch auf besondere Weise: Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst. (1. Korinther 6, 19)
Wir feiern Mitte des Monats Mai das Pfingstfest und freuen uns darüber, dass Gott uns seinen Heiligen Geist schickt. Dieser Geist kommt uns sogar sehr nahe: Er will in uns wohnen. Wir sollen die Wohnung des Heiligen Geistes sein, und zwar nicht nur mit unserer Seele, sondern als ganze Menschen mit Geist, Seele und Körper. Der Heilige Geist als Bewohner stellt allerdings besondere Ansprüche an den Umgang mit unserem Körper. In der korinthischen Gemeinde gab es ähnliche Formen von Missbrauch des Körpers wie in unserer Zeit: etwa Völlerei und üppige Gelage. Aber der Missbrauch nahm auch andere Gestalt an, etwa die des wahllosen Auslebens der eigenen Sexualität – ein Missbrauch nicht nur der eigenen Körperlichkeit, sondern auch der anderer Menschen.

Paulus führt den Korinthern vor Augen, dass dies keine den Christen angemessene Lebensform ist, weil wir als Christen sozusagen nicht mehr Herr im eigenen Haus sind. Denn Gottes Heiliger Geist ist bei uns eingezogen. Er will unseren Umgang mit unserem Körper bestimmen, ja, heiligen. Er regt uns dazu an, unsere Bedürfnisse nicht unkontrolliert auszuleben, sondern zu fragen: Welches Verhalten tut meinem Körper und dem meines Nächsten gut? Völlerei, sexuelle Freizügigkeit, Alkoholmissbrauch gehören nicht dazu. Zum Glück ist der Heilige Geist jedoch kein moralischer Zeigefinger, sondern eine wirksame Kraft: Er erfüllt uns mit Freude, Energie, einem Gefühl der Geborgenheit, was manches, was uns bis dahin als kurzzeitiger Glücksbringer diente, über-flüssig macht.

Der Heilige Geist will Wohnung in unserem Körper nehmen, aber dazu sucht er sich nicht unbedingt gesunde, kraftvolle, makellose Körper aus. Er nimmt Wohnung auch bei schwachen, kranken, gebrochenen Menschen. Gerade sie will er seine aufbauende Kraft spüren lassen. Dies kann auch unseren Umgang mit ihnen verändern. Denn wie könnten wir einen Menschen geringschätzen, in dem Gottes Geist wohnt? Unter Gottes Herrschaft haben nicht nur Topmodels und Superathleten eine Chance, sondern auch die Mühseligen und Beladenen. Gott sei Dank, denn irgendwann gehören wir doch alle dazu. Wie gut dass wir dann bei Gott nicht abgeschrieben sind! Wie gut, dass wir auch dann noch als Tempel des Heiligen Geistes gewürdigt werden!

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Hartmann

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