1. Woche: Mein Herz wird weit (Psalm 57, 8–12)


Den sieben Wochen der Fastenzeit 2016 ist jeweils eine Bibelstelle zugeordnet.

Jede Woche trägt ein eigenes Motto:

1. Woche: Mein Herz wird weit (Psalm 57,8–12) 
Als Mensch vor Gott stehen und das Herz öffnen für seine Weite. Den Herzschlag spüren, wach und lebendig sein! Ein poetischer Weckruf, der uns innerlich bereitmacht für sieben Wochen ohne Enge.

Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler erklärt das Motto der ersten Woche: „Mein Herz wird weit“.

Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe. Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken! Herr, ich will dir danken unter den Völkern, ich will dir lobsingen unter den Leuten. Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. „Erhebe dich, Gott, über den Himmel und deine Herrlichkeit über alle Welt!“

Liebe Fastengemeinde, willkommen in der Weite!

Ich freue mich, dass Sie sich in diesem Jahr – vielleicht erneut – von mir anregen lassen möchten, die Fastenzeit für ein paar Experimente zu nutzen. Das Motto dieses Jahres lautet „Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“. Willkommen also zu sieben Wochen, in denen wir schauen können, wie gut uns Weite tut und auch wie schwer es uns fallen kann, aus der Enge herauszutreten. Enge muss man tatsächlich „fasten“, man muss auf sie verzichten wollen, wenn man die Weite genießen will. Enge kann nämlich ausgesprochen bequem sein. Unter einer Bettdecke ist es enger, aber auch gemütlicher als außerhalb des Bettes. Außerhalb des Hauses ist die Luft besser, aber auch kälter. In einer fremden Stadt kann ich Neues entdecken, aber ich könnte mich verlaufen. Eine liebgewonnene Meinung aufzugeben, könnte mir neue Horizonte eröffnen, aber wie peinlich ist es doch, wenn ich nicht zu dem stehe, was ich immer schon gesagt habe! Enge kann bequem sein.

Der Text, der uns in der ersten Woche zur Verfügung gestellt wird, soll uns darum Anregungen geben, unsere Enge zu verlassen. Und es geht gleich mit einem Weckruf los. Der Anfang klingt, als ob ihn jemand mit breiter Brust und großer Standfestigkeit sagt: „Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe. Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken!“ Da strotzt jemand vor Selbstbewusstsein: „Ich selbst bin bereit. Also wecke ich auch alle anderen, selbst die Sonne wecke ich auf!“ Wenn jemand mit solcher Wucht daherkommt, ist es immer gut, ein wenig misstrauisch zu werden. Und siehe da: Dies ist nicht der Anfang des Psalms. Die ersten Worte, die die Beterin oder der Beter sagt, sind: „Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele, und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.“ So klingt Enge: Ich verkrieche mich und mache mich klein, bis das Unglück vorbei ist. Auch die folgenden Verse sind nicht viel hoffnungsvoller: „Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten … Ich liege mitten unter Löwen … Erhebe dich, Gott, über den Himmel … sie haben vor mir eine Grube gegraben!“ Erst dann ändert sich der Tonfall: „… und (sie) fallen doch selbst hinein. Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe.“

  1. Lesen Sie die Psalmverse für diese Woche ein paarmal laut vor, und suchen
    Sie dabei nach einem Wort, das Ihrer Meinung nach besonders viel Weite
    ausdrückt.
  2. Schreiben Sie das Wort auf, und suchen Sie jetzt ein Lied, das Ihnen bei
    diesem Wort einfällt. Achtung! Es muss kein Kirchenlied sein.
  3. Wenn Sie das Lied nicht ganz auswendig kennen, suchen Sie nach dem
    Text im Internet. Eine Strophe und den Refrain sollten Sie auswendig
    lernen.
  4. Singen Sie! Ich persönlich schlage vor, dass Sie unter der Dusche singen,
    denn dort stehen Sie, anstatt zu sitzen, und können sich allein genug
    fühlen, dass Sie sich um irgendwelche „Peinlichkeiten“ nicht sorgen
    müssen. Sie können selbstverständlich auch das Fenster öffnen und Ihr
    Lied in die Nachbarschaft singen. Hauptsache ist, Sie singen Ihr Lied von
    der Weite.
  5. Wiederholen Sie die Übung am besten die ganze Woche über.

Vielleicht spüren Sie bald, wie es weit wird in Ihnen, wie Sie beginnen, sich darauf
zu freuen, die schützende Enge zu verlassen. Ich wünsche Ihnen eine Woche
voller Atem und guter Melodien, die nicht nur in Ihrem Kopf sind, sondern an die
Luft kommen.

Auf bald!

Ihr Frank Muchlinsky

 

Frank Muchlinsky ist Pastor der Nordkirche. Er hat viele Jahre in der Erwachsenenbildung und in der Diakonie gearbeitet. Sein Schwerpunkt liegt darauf, Glaube und Theologie erfahrbar und verständlich zu machen. Das tut er in seinen Seminaren mit Erziehungsfachkräften an evangelischen Kitas ebenso wie mit der Methode des „Bibliologs“, die er seit 1999 anwendet und lehrt. Seit 2012 arbeitet er bei evangelisch.de.

 

Losungen des Tages

Die Losungensdatei von diesem Jahr konnte nicht gefunden werden. Weitere Infos in der ReadMe.md des Plugins.

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