Wort zum Sonntag


Liebe Gemeinde!

„Das musst du aber mit deinen Geschwistern teilen.“ Ähnliche Sätze haben viele von uns in ihrer Kindheit beim Empfang eines Geschenks von den Eltern oder Großeltern zu hören bekommen. Zu teilen ist uns Menschen nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Wir neigen unwillkürlich dazu, Dinge, die uns gefallen, für uns zu behalten. Deshalb ist es wichtig, Kindern von klein auf beizubringen,
mit anderen zu teilen. Vielleicht war es früher noch wichtiger, weil die Lebensumstände bescheidener und Menschen darauf angewiesen waren, Lebensmittel und Luxusgüter gemeinsam zu nutzen.

Aber die Bereitschaft zu teilen steht im Laufe des Lebens immer wieder in Gefahr zu verkümmern. Im Hebräerbrief werden wir daran erinnert, wie wichtig es ist zu teilen: „Vergesst nicht, Gutes zu
tun und mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen“ (Hebräer 13,16). Lange Zeit stand die Notwendigkeit des Teilens bei uns nicht so im Vordergrund, weil die meisten von
uns mit dem, was sie unbedingt zum Leben brauchen, versorgt waren. Teilen erschien daher als eine überflüssige Tugend.

In diesen Tagen jedoch rückt uns die Not der Welt in Gestalt der Flüchtlinge, die z.B. im Schulzentrum Süd untergebracht sind, sehr nahe. Wir können die Augen vor der unguten Verteilung der
Güter auf dieser Erde nicht länger verschließen. Was bei uns überreich vorhanden ist – Wasser, Nahrung, Kleidung, gesundheitliche Versorgung, gute Straßen, die Möglichkeit, sich eine Existenz
aufzubauen –, ist anderswo Mangelware.

Dass wir teilen lernen, ist für die Notleidenden, die zu uns kommen, aber auch für die, die zu arm, alt oder krank sind um zu flüchten, überlebenswichtig. Ich glaube, dass fast alle von uns Dinge besitzen, die sie abgeben oder mit anderen teilen können. Und ich finde es toll, dass sich gerade in den letzen Wochen auch eine so große Bereitschaft gezeigt hat, zu teilen. Die Gründung des Bündnisses „Willkommen in Cronenberg“, in der viele Gruppierungen ihre Möglichkeiten, Flüchtlingen zu helfen, bündeln, ist Ausdruck dieser Hilfsbereitschaft.

Zu teilen ist eine Tugend, die Gott gefällt und anderen gut tut. Aber es ist auch eine Fähigkeit, die uns selber gut tut. Längst sind viele Menschen dabei zu entdecken, dass überflüssiger Besitz
auch belasten kann. Wer davon abgibt, macht anderen und sich selber das Leben leichter. Ja, die Tugend des Teilens beschränkt sich nicht auf Materielles: Man kann auch seine Zeit, seine Kenntnisse oder seinen Glauben mit anderen teilen. Natürlich gibt es Krisen im Leben, wo man mit leeren Händen dasteht und nicht viel zu geben hat. Ich finde es wichtig, auch dann mit anderen
zu teilen: seine Not, seine Sorgen und Ängste. Zum einen erleichtert es die eigene Seele. Zum anderen aber ist es ein Gegenmittel gegen den um sich greifenden Glauben an die Machbarkeit aller Dinge.

Bald feiern wir das Erntedankfest – eine gute Gelegenheit, wieder zu entdecken, wie abhängig wir sind: vom segnenden Handeln Gottes ebenso wie von einem funktionierenden Miteinander vor
Ort und weltweit. Diese Entdeckung muss uns nicht ärmer machen, sondern kann als Ausgangspunkt dafür dienen, dass unser Leben durch Danken und durch Teilen reicher wird.
Es grüßt Sie herzlich,
Ihre Pfarrerin Hartmann

Quelle: Cronenberger Woche, 18.09.2015

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